WARUM BIST DU EIGENTLICH STRATEGIN, MICHAELA?

Michaela Morawietz

SPIELST DU GERNE SCHACH?

Habe ich mal, war ganz okay. Was ich eine Zeitlang richtig geliebt habe, war aber diese Anno-Computerspielserie. Da geht es darum, Welten zu erschaffen, zu bevölkern und dafür zu sorgen, dass es den Menschen gutgeht. Mein Highlight war immer, wenn mir mein Volk ein Denkmal gebaut hat. (Lacht.)

WIE SIEHT ES MIT BOGENSCHIESSEN AUS? DAS IST DOCH AUCH SO EIN SINNBILD DES STRATEGISCHEN.

(Schüttelt den Kopf.) Aber ich habe mal beim Schützenfest an einem Wettschießen teilgenommen und eine Schweinerippe gewonnen.

IST MAN ZUR STRATEGIN GEBOREN ODER WIRD MAN DAS?

Es gibt da zwei Aspekte: In meinem Job muss man in der Lage sein, aus ganz unterschiedlichen Quellen Informationen zu sammeln und eine Story daraus zu entwickeln. Das kann man lernen. Was man nicht lernen kann, ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Auch in solche, die einem total fremd sind. Das ist extrem wichtig für die Entwicklung einer wirksamen Strategie.

UND DANN STEHST DU DEN GANZEN TAG AN EINER KREIDETAFEL UND ENTWIRFST TAKTIKEN?

Nee, ich analysiere Studien und Statistiken, lese Zeitungs- und Blogartikel zu den für das jeweilige Projekt relevanten Themen. Ich entwickele Mindmaps, erstelle Personas, baue Markenmodelle, schreibe Brandstorys und kreative Sprungbretter. Es ist schon vielseitig!

WORAUF FREUST DU DICH AM MEISTEN, WENN DU MORGENS ZUR ARBEIT FÄHRST?

Auf meine Kolleginnen und Kollegen.

UND WOVOR GRUSELT ES DICH, WENN DU MORGENS ZUR ARBEIT FÄHRST?

Vor dem Moment, in dem ich denke, ich bin zu langsam, weil ich den roten Faden noch nicht habe. Kommt manchmal vor. Denn strategische Aufgaben kann man nicht einfach abarbeiten, es geht immer auch um den richtigen Einfall, um Inspiration.

WAS SIND DENN DEINE HERAUSRAGENDEN EIGENSCHAFTEN?

Ich bin geduldig und verfüge über die Fähigkeit, mich selbst als Person zurückzustellen. Das ist die Voraussetzung, um andere Menschen besser zu verstehen. Man darf in meinem Job nie die eigene Bubble für allgemein repräsentativ halten. Von sich auf andere zu schließen ist tabu.

WAS SIND DEINE LEIDENSCHAFTEN ABSEITS DES JOBS?

Ich habe eine große Dachterrasse und liebe es, sie immer schöner zu machen, Pflanzen zu ziehen und Möbel auszusuchen. Das entspannt mich total! Im Moment bin ich dabei, eine Reihe von Bonsaizöglingen zu pflegen.

WENN DU NICHT STRATEGIN GEWORDEN WÄRST, WAS WÜRDEST DU DANN JETZT SEIN?

Ursprünglich wollte ich gerne Stadtplanerin werden, aber dafür hätte ich damals zum Studium nach Bochum gehen müssen. War nicht so meins. Dann dachte ich, Fluglotse wäre ein toller Beruf, nur waren dafür meine Ohren zu schlecht. Im Grunde ist das, was ich jetzt mache, eine Mischung aus beidem. Anders gesagt: Ich kann mir nicht vorstellen, einen anderen Job zu haben.

WAS IST DEIN STRATEGISCHES LEBENSZIEL?

Möglichst früh in Rente zu gehen und mich ganz um meine Dachterrasse zu kümmern. Ist jetzt nicht so ambitioniert, oder? (Lacht.)

UND DEIN STRATEGISCHES ZIEL FÜR HEUTE ABEND?

Eine Weinschorle trinken und eine Runde Quizduell spielen, zum Beispiel mit meinem Kollegen Johannes.

Michaela ist Head of Strategy und Managing Partner bei FW.

Michaela Morawietz